Tagebuch

19.08.2011 - 11 km

Einpacken

Dank unserer über Jahre hinweg optimierten Packliste kam kein Stress bei der Vorbereitung auf. Werner hatte bereits seit gestern Urlaub und erledigte in aller Ruhe die letzten Dinge. Nach einem eher durchwachsenen Ferienbeginn hatte sich das Wetter stabilisiert und die Sonne strahlte. Auch die Vorhersage für die nächsten Tage war recht gut. Entsprechend groß war die Vorfreude auf unsere Tour.

Mit der vorzeitigen Übernahme klappte es allerdings heuer nicht. Im Gegenteil: das WoMo war vom Vormieter verspätet abgegeben worden und musste allen Übels auch noch zum TÜV, da der Termin bereits abgelaufen war. Wir waren etwas enttäuscht, da die Übergabe beim Wohnmobilcenter Petz bisher immer ohne Probleme von Statten ging. Erst kurz vor 17:00 Uhr stand das WoMo vor der Tür und die Beladung konnte beginnen.

Da das WoMo aufgrund seines geräumigen Innenraums Platz im Überfluss bot, hatten wir kein Problem unsere Sachen unterzubringen. Nur in der Garage wurde es etwas eng, denn unsere neuen luxuriösen Campingstühle und Werners neues Faltrad wollten verstaut sein. Dafür mussten wir aber nur drei Räder auf den Heckträger montieren.

Nach gut zwei Stunden waren alle Sachen verladen, zu spät um noch loszufahren. Wir bestellten beim Chinesen und der Abend klang entspannt bei einem Bier vor dem heimischen Fernseher aus.


20.08.2011 - 277 km

Bad Neustadt an der Saale

Der Wecker ging um 06:15 Uhr. In aller Ruhe packten wir die restlichen Sachen ins WoMo und holten frische Semmeln vom Bäcker. Gegen 08:45 Uhr waren wir startklar.

Zur Abwechslung vermieden wir die schnellere Strecke über die A8/A7. Stattdessen folgten wir der romantischen Straße in Richtung Norden. Die anfänglichen Wolken verzogen sich rasch und wir genossen bei ruhiger Fahrt die Ausblicke auf Nördlingen, Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber.

Um die Mittagspause steuerten wir Volkach an der Mainschleife an. Die Mainbrücke wurde gerade erneuert, weswegen die beiden Stellplätze nicht erreichbar waren. Wir wichen auf den Busparkplatz beim Freibad aus, von wo aus es nur ein Katzensprung in die Altstadt war.

Entspannt schlenderten wir etwas durch die Gassen. Besonders sehenswert war das schmucke kleine Renaissance Rathaus und der Marktbrunnen. Überall wimmelte es von Radlern, die das traumhafte Wetter für eine Tour am Main entlang nutzten. Bei einem Abstecher zum Main zog prompt ein großer Frachter an uns vorbei.

Per Handy verabredeten wir uns mit Karin und Roland für 16:30 Uhr in Bad Neustadt an der Saale

Rathaus in Volkach Weinberge
Rathaus in Volkach Weinberge

Bevor wir weiterfuhren, schauten wir auf einen Sprung bei der kleinen Wallfahrtskirche Maria im Weingarten vorbei. Es war richtig heiß geworden und selbst der kurze Spaziergang vom Parkplatz hoch brachte uns ins Schwitzen. Das Innere der Kapelle (Eintritt 1 €/Erw.) ist nicht wirklich sehenswert. Dafür beeindruckte der Ausblick auf den Ort und die umliegenden Weinberge umso mehr. Am Wegrand pflückten wir Weinbergpfirsiche.

Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir den schön im Grünen liegenden Stellplatz in Bad Neustadt an der Saale und stöpselten das WoMo an. Schnell stellten wir die neuen Campingstühle auf und chillten etwas im kühlen Schatten hinter dem WoMo. Werner startete mit dem Faltrad zu einer kleinen Erkundungstour in den Ort. Kurz darauf trafen auch schon Karin und Roland auf dem Platz ein.

Nach einem kurzen Plausch spazierten wir gemeinsam über den schön angelegten Kurpark in die ganz nette Innenstadt, der allerdings etwas das Flair eines historischen Ortskerns fehlte. Wir umrundeten einen Teil der noch erhaltenen Stadtmauer, bevor wir der Empfehlung eines freundlichen älteren Herrn folgten und im Biergarten des Hotel Schwan und Post einkehrten, wo wir sehr lecker und günstig gegessen haben.

Kurpark Salzburg
Kurpark Salzburg

Frisch gestärkt machten wir uns auf den Rückweg. Die Abendsonne streichelte immer noch angenehm. Ein kurzer Anstieg führte uns hinauf zur Salzburg. Das gut erhaltene Gemäuer war noch teilweise bewohnt und bot eine Kulisse für einige schöne Fotos.

Zurück am WoMo saßen wir noch ein Weilchen zusammen. Leider hatten wir amateurhaft vergessen, eine Flasche Rotwein einzupacken. Zum Glück hatten wir zumindest genügend Autan dabei, um den etwas lästigen Stechmücken Herr zu werden. Trotzdem war dies ein Auftakt nach Maß.


21.08.2011 - 130 km

Rennsteig / Wartburg

In der Nacht hatte es angenehm abgekühlt, so dass wir prima geschlafen haben. Vom Zugverkehr auf den benachbarten Gleisen haben wir nichts mitbekommen. Nach dem Frühstück im WoMo entsorgten wir schnell am Stellplatz, bevor wir uns kurz vor 08:00 Uhr auf den Weiterweg machten. Die Sonne spitzelte durch einige Wolken hindurch, nur im Norden schaute es nicht so gut her.

Unser Ziel war der Wanderparkplatz bei der Schillerbuche in der Nähe von Ruhla. Wir fuhren zunächst ein Stück auf der A71 und dann weiter auf der B19 in Richtung Norden. Kurz vor Wasungen war die B19 aufgrund von Straßenarbeiten komplett gesperrt und wir mussten eine größere Umleitung in Kauf nehmen. Dies bescherte uns zwar eine eindrucksvolle Rundfahrt auf recht abenteuerlichen Straßen. Wir verloren jedoch fast 45 Minuten, so dass wir erst gegen 10:00 Uhr am Parkplatz (N 50° 51,53424', E 10° 23,03052') waren. In der Zwischenzeit hatte es sich auch immer mehr zugezogen.

Von der Schillerbuche war nur noch ein kärglicher Baumstumpf übrig, denn der Baum war letztes Jahr bei einem Sturm auseinandergebrochen. Unmittelbar am Parkplatz verlief der Rennsteig, ein 168 km langer Höhenweg entlang des Hauptkamms des Thüringer Waldes. Wir folgten dem Weg zum 7,5 km entfernten Großen Inselsberg (916 m), einem beliebten Aussichtsgipfel.

Der Weg ist mit einem markanten "R" gut ausgeschildert und verlief leicht ansteigend, angenehm im Wald. Unterwegs gab es eine kleine Hütte und einige Aussichtspunkte. Leider war die Sicht nicht besonders gut, so dass die dicht bewaldeten Hügel nicht ihre volle Pracht entfalten konnten. Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, begann es zu regnen und die Schirme kamen zum Einsatz. So hatten wir uns das aber nicht vorgestellt, zumal der Wetterbericht ganz etwas anderes angesagt hatte.

Rennsteig Ausblicke
Rennsteig Ausblicke

Da der Berggasthof Stöhr auf dem Gipfel voll war, stärkten wir uns mit einer Gulaschsuppe beim SB, die wir unter einem Schirm verspeisten. Uns fröstelte leicht! Da es mit der Aussicht nicht besonders weit her war, machten wir uns relativ bald wieder auf den Rückweg. Unterwegs tröpfelte es immer wieder leicht. Kurz vor 15:00 Uhr waren wir wieder am Parkplatz, wo sich Felix eine original Thüringer Bratwurst schmecken lies.

Unser ursprünglicher Plan sah vor, das WoMo in Eisenach zu parken und zur Wartburg hochzuspazieren. Als wir jedoch von der Ferne zum ersten mal die Burg erblickten, wurde uns schnell klar, dass uns dies für heute zu anstrengend war. Stattdessen steuerten wir den Parkplatz direkt bei der Burg an. Für 5 € konnte man hier auch übernachten. Am hinteren Ende des Parkplatzes gab es einige ebene Buchten. Auch ein Toilettenhäuschen war vorhanden. Im Nachhinein hatte es sich als vorteilhaft erwiesen, dass wir relativ spät dran waren. Denn untertags hätten wir uns mit dem Parken sicher schwer getan.

Ein kurzer Spaziergang führte uns hinauf zur Burg. Inzwischen war es wieder richtig sonnig geworden und die alten Gemäuer erschienen in einem schönen Abendlicht. Wir lösten für 21 € ein Familienticket für eine Führung, die sehr informativ und hintergründig war. Für das Fotografieren im Inneren hätten wir extra bezahlen müssen.

Neben der bekannten Bibelübersetzung durch Martin Luther war die Burg auch die Wirkungsstätte der hl. Elisabeth von Thüringen und Schauplatz des Sängerkrieges. Wieder einmal mehr wurde uns unsere lückenhaften Kenntnisse der deutschen Geschichte bewusst.

Wartburg Blick Richtung Großer Inselsberg
Wartburg Blick Richtung Großer Inselsberg

Nach der Führung bestiegen wir auf den Turm und kamen so doch noch zu dem schönen Ausblick auf die bewaldeten Hügel des Thüringer Waldes, der uns heute Mittag verwehrt geblieben war. In der Ferne konnten wir den markanten Sendemast auf dem Großen Inselsberg erkennen.

Da der Parkplatz bereits leer war, konnten wir die Stühle herausholen und draußen leckere Spaghetti verspeisen. Anschließend war Duschen angesagt. Danach spielten wir noch etwas zusammen.


22.08.2011 - 193 km

Hainich / Saalfeld / Weimar

Wir schliefen tief und fest bis uns kurz nach 07:00 Uhr die Kehrmaschine weckte. Die Sonne schien durch einige Wolkenlücken und es versprach ein schöner Tag zu werden.

Nach dem Frühstück ließen wir es ruhig angehen und fuhren zum Stellplatz in Weimar-Stregda, wo wir für 3 € bequem entsorgen konnten. Der kleine Stellplatz selbst lag aussichtsreich in einem Industriegebiet.

Das erste Ziel des heutigen Tages war der Nationalpark Hainich, das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands. Wir parkten beim Infozentrum in Thiemsburg. Auf dem Parkplatz hätte man auch kostenlos übernachten können.

Der Baumkronenpfad (Familienticket 20 €) führt auf Metallstützen auf 30-40 m Höhe durch die Baumwipfel. Unterwegs gibt es Hinweistafeln, wo wir unser Wissen über die heimischen Laubbäume auffrischen konnten. Vom Aussichtsturm in der Mitte hatte man einen schönen Rundblick auf das riesige Waldgebiet.

Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich
Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich

Leider war auch heute die Sicht nicht ganz optimal. Aufgrund der längeren Wanderung gestern konnten wir uns nicht zu einem ausgedehnteren Waldspaziergang durchringen. Nach einem kurzen Abstecher in das Naturparkzentrum ließen wir uns eine leckere Bratwurst schmecken (wenn wir schon mal in Thüringen sind).

Zweiter Programmpunkt waren die Feengrotten in Saalfeld. Für die 100 km brauchen wir gut 90 Minuten. Die Straßen waren relativ schmal und immer kamen uns schwere Lkws entgegen, die irgendwie gar nicht in das Landschaftsbild passten. Ziel der Lkws war Rolandsdorf, wo es relativ viel Industrie gibt.

Märchengrotte
Märchengrotte

Die Führung (Familienticket 25,80 €) begann in den oberen Solen und endete in dem sehr eindrucksvollen Märchendom, wo es ein wirklich sehenswertes audiovisuelles Schauspiel zu bestaunen gab. Auch die Erläuterungen zur Geschichte des Alaunschiefer-Bergbaus waren recht interessant und ansprechend gestaltet. Fazit: Ein durchaus lohnender Umweg.

Auf dem Parkplatz konnte man kostenlos auf Rasengittersteinen schön im Grünen übernachten (VE wurde stillgelegt), aber zum Stehenbleiben war es uns noch zu früh.

Zum Übernachten fuhren wir nach Weimar, wo wir das WoMo auf dem Parkplatz beim Schwannseebad parkten. Hier gab es einen abgetrennten Bereich für WoMos (4 €). Zu Fuß war es nicht weit ins Zentrum. Ein Spaziergang führte uns über das Theater, zum Schillerhaus und weiter zum Stadtschloss und dem ganz ansehnlichen angrenzenden Park. Den Abschluss unseres Rundgangs bildete das leicht renovierungsbedürftige Goethehaus.

Rathausplatz
Rathausplatz

Da wir bei dem schönen Wetter keine Lust zum Kochen im WoMo hatten, kehrten wir im türkischen Lokal Divan ein und ließen uns einen feinen Iskender schmecken. Zur Krönung des Tages gönnten wir uns ein ultra-leckeres Schokoladeneis in der Fußgängerzone.

Zurück am Parkplatz saßen wir eine Weile zusammen vor dem WoMo.


23.08.2011 - km

Dresden

Trotz der zentralen Lage des Stellplatzes war die Nacht angenehm ruhig. Vom einsetzenden Berufsverkehr bekamen wir nichts mehr mit, da bereits um 05:45 Uhr der Wecker ging. Grund für das frühe Aufstehen war, dass es bis zu unserem heutigen Ziel 200 km waren. Nach einem schnellen Frühstück düsten wir ab.

Die A4 in Richtung Dresden war fast durchgehend dreispurig ausgebaut und wir kamen zügig voran. So konnten wir zumindest jetzt von unserem Solidaritätszuschlag etwas profitieren. Gegen 09:30 Uhr erreichten wir den Stellplatz an der Wiesentorstraße. Er war von Bäumen umgeben und somit ideal für einen heißen Sommertag, wie er sich heute abzeichnete. Die zentrale Lage hatte allerdings auch ihren Preis: 20 € (inkl. Strom).

Der Parkplatz war nur wenige Schritte von der Augustusbrücke entfernt, so dass wir zu Fuß in wenigen Minuten in der City waren. Die morgendliche Sonne ließ das wohl einzigartige Ensemble in einem traumhaften Licht erstrahlen. Dafür lohnte es sich definitiv, etwas früher aufzustehen.

Semperoper Zwinger
Semperoper Zwinger

Unser Stadtrundgang führte uns von der Semperoper, über den Zwinger (leider etwas eingerüstet, aber trotzdem sehr fotogen), die Hofkirche, das Residenzschloss, die Brühlschen Terrassen zur 2005 wiedererbauten Frauenkirche. Auf den Aufstieg zur Kuppel verzichteten wir (Familienticket 20€).

Frauenkirche Hofkirche
Frauenkirche Hofkirche

Nach so viel Kultur machten wir einen Abstecher in die Fußgängerzone in der Prager Straße, wo uns sofort die architektonisch eher fragwürdigen Plattenbauten auffielen. Die Klimaanlagen der Geschäfte boten etwas Abkühlung, denn es war drückend heiß geworden und einige Quellwolken kamen auf.

Wir machten uns schließlich auf den Rückweg zum WoMo und beschlossen, eine kleine Radtour entlang der Elbe zu machen, um so der Hitze etwas zu entkommen. Unser Ziel war das "Blaue Wunder", eine imposante Stahlbrücke, die ca. 4 km vom Zentrum entfernt war. Unterwegs kamen wir auch an der Baustelle der umstrittenen neuen Elbbrücke vorbei.

Blaues Wunder sächsischen Dampfschifffahrt
Blaues Wunder sächsischen Dampfschifffahrt

Die Ausblicke auf die prachtvollen alten Villen am Hang motivierten uns noch ein Stück weiter bis zum Schloß Pillnitz zu fahren. Es waren zahlreiche Radler unterwegs. Ein paar mal zog ein Schiff der sächsischen Dampfschifffahrtsgesellschaft vorbei und sorgte für einen farbenfrohen Akzent. Gegen 17:30 Uhr beendeten wir unsere ca. 25 km lange Tour am WoMo.

Brühlsche Terrasse
Brühlsche Terrasse

Uns war es nicht nach Kochen im WoMo und so spazierten wir abermals in die City. Erneut präsentierte sich die eindrucksvolle Silhouette der City in schönstem Licht. Wir kehrten im Dresden 1900 ein. Diese Lokalität hatte uns ein Freund von Felix empfohlen.

Zurück am WoMo war Duschen angesagt. Wir saßen noch lange vor dem WoMo und chillten. Die Stimmung war super, obwohl das Ambiente eher zweifelhaft war. Eine stabile UMTS Verbindung ermöglichte es den Kindern, ihre Erlebnisse mit ihren Freunden über das Internet auszutauschen. Einige Gläser Rotwein sorgten dafür, dass wir trotz des Lärms gut eingeschlafen sind.


24.08.2011 - 46 km

Elbsandsteingebirge

In der Nacht war es recht warm und der Schlafanzug entsprechend durchgeschwitzt. Der Himmel war überraschenderweise total bedeckt und beim Frühstück begann es zu gewittern. Das hatte der Wetterbericht aber nicht vorhergesagt! Entsorgen im Regen war angesagt. Doch bald zeigten sich am Horizont wieder die ersten blauen Flecken.

Wir gaben dem Schauer etwas Zeit sich zu verziehen und kauften Lebensmittel ein. Auch der Tank wollte gefüllt werden. Danach nahmen wir Kurs auf Rathen, wo wir das WoMo auf dem Parkplatz bei der Fähre abstellten (4 €), der eigentlich nur für PKWs vorgesehen war, doch auch für WoMos hatte es genug Raum. Man hätte hier wohl auch Übernachten können. Da es aber keinen Schatten gab, wäre dies heute keine gute Option gewesen, denn inzwischen war der Himmel wolkenlos und es versprach erneut ein heißer Tag zu werden.

Wir setzten mit der kleinen Gierfähre zum anderen Ufer über (5€ hin und zurück für uns vier). Anschließend folgten wir der klassischen Bastei-Runde: nach wenigen Minuten erreichten wir den Amselsee und wanderten weiter in Richtung Schwedenlöcher. Unzählige Treppen führten durch eine enge, wildromantische und leicht felsige Schlucht hinauf zum Basteifelsen. Der Weg verlief im Schatten, so dass die Hitze erträglich bleib.

Amselsee Schwedenlöcher
Amselsee Schwedenlöcher

Oben folgten wir den Weg in Richtung Berggasthof. Es herrschte reges Treiben; Busladungen von Touristen drängten sich an den zahlreichen Aussichtspunkten. Dieser Ort ist definitiv kein Geheimtipp. Allerdings war die Aussicht auf die Elbe und die Felsformationen auch wirklich grandios.

Bastei Elbeblick
Bastei Elbeblick

Nachdem wir uns mit einer Bratwurst gestärkt hatten, machten wir uns an den Abstieg. Wir überquerten die berühmte Felsenbrücke und genossen noch einmal ausgiebig das prachtvolle Panorama.

Felsenbrücke
Felsenbrücke

Als spezielle Teenager-Attraktion wünschten sich die Kinder eine Paddel-Tour auf der Elbe. Sie hatten bereits bei der Überfahrt am Fähranleger einen entsprechenden Stand der Spaßtours gesehen. Die 45 minütige Paddel-Tour führte uns nach, Stadt Wehlen, einem etwas verschlafenen Ort elbabwärts. Es war so heiß, dass man nicht viel machen konnte, außer sich im Schatten des Café Marktstübchen ein Eis zu gönnen. Wir schauten einen Sprung in die Radfahrerkirche. Die Rückfahrt erfolgte mit Schnellboot.

auf der Elbe Radfahrerkirche in Stadt Wehlen
auf der Elbe Radfahrerkirche in Stadt Wehlen

Im WoMo herrschten abartige Temperaturen und wir hatten keine Lust auf eine längere Fahrt. So beschlossen wir, den nächsten Stellplatz in Strand anzusteuern. Eine sehr schmale Straße fast ohne Ausweichstellen führte zu dem 1,5 km entfernten Mini-Campingplatz ohne Sanitäranlagen (15 €). Die Stellplätze lagen idealerweise alle im Schatten; ein idealer Platz diesen heißen Tag im Grünen ausklingen zu lassen.

Stellplatz Strand
Stellplatz Strand

Wir bauten den Tisch auf und planten in aller Ruhe die Aktivitäten der nächsten Tage. Nur die relativ häufig verkehrenden Güterzüge störten etwas die Idylle. Hoffentlich ließ dies gegen Abend nach, ansonsten wären wir gezwungen gewesen, wieder zum Rotwein zu greifen.

Zum Abendessen gab es einen WoMo-Klassiker: Würstle-Gulasch mit Reis. Wir genossen noch lange draußen vor dem WoMo die gemeinsame Zeit, bis uns die etwas lästigen Stechmücken ins Innere vertrieben.


25.08.2011 - 318 km

Lausitz / Lübbenau

In der Nacht hatte es ein heftiges Gewitter und der Regen hämmerte auf das WoMo-Dach. Später hörten wir im Radio, dass es an der Lausitz und im Spreewald schwere Unwetter gegeben hatte. Am Morgen sorgte zusätzlich der zunehmende Zugverkehr dafür, dass wir etwas unausgeschlafen aus den Betten krochen.

Der Frühnebel hing noch über der Elbe, aber es versprach wiederum ein schöner Tag zu werden. Wir packten in aller Ruhe unsere Sachen zusammen und machten uns gegen 08:00 Uhr von dannen. Zum Glück kam uns auf der sehr engen Straße niemand entgegen.

Landmarke
Landmarke

Unser erstes Ziel war der Braunkohletagebau in der Oberlausitz. Zunächst steuerten wir die "Landmarke" in der Nähe von Senftenberg an (in Kleinkoschen in die Dorfstraße einbiegen und ihr knappe 5 km folgen). Die Aussicht von dem 30 m hohen und markant rostigen Turm auf die zahlreichen künstlichen Seen, die im Zuge der Rekultivierung angelegt worden waren, war recht eindrucksvoll. In der Ferne sah man das mächtige Kraftwerk von Schwarze Pumpe.

Rekultivierung Tagebau Welow-Süd
Rekultivierung Tagebau Welow-Süd

Als nächstes wollten wir uns den Tagebau in Aktion anschauen. Hierzu hatten wir uns vorher bei einer freundlichen Dame von Vattenfall nach den besten Plätzen erkundigt. Sie empfahl und das Gut Geisendorf bei Neupetershain, von wo aus man einen guten Blick auf das gigantische Areal des Tagebau Welzow-Süd hatte. Besonders eindrucksvoll war die riesige Abraumbrücke F60. Eine kurze Schotterpiste führte zum Aussichtspunkt Süd, von wo aus man einen der großen Schaufelradbagger in Aktion bestaunen konnte.

Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Lübbenau im Herzen des Spreewalds. Wir parkten das WoMo auf dem offiziellen Stellplatz beim Bahnhof. Für 30 Minuten waren wuchermäßige 1 € zu berappen. Zum Übernachten wäre der schattenlose Platz zwischen Bahnhof und einer stark befahrenen Straße eine Zumutung gewesen.

Nach einer kurzen Stärkung im WoMo montierten wir die Räder ab und düsten los zum Hafen, wo die Spreewald-Kähne zu einer Rundfahrt einluden. Wir bevorzugten aber eine Radtour nach Lehde zum Freilandmuseum (Familienticket 10 €). Das nett gemachte Museum erklärt das Leben im 19. Jahrhundert und erzählte die Geschichte der Sorben und Wenden. Jetzt wurde uns auch klar, warum in der Gegend die Ortsnamen zweisprachig angegeben waren. Es herrschte reges Treiben und zahlreich Kähne waren unterwegs.

Hafen von Lübbenau Freilandmuseum Lehde
Hafen von Lübbenau Freilandmuseum Lehde

Wir radelten weiter in Richtung Leipe. Der Weg verlief im Wald entlang eine kleinen Baches, die hier Fließe heißen. Im Wald war es angenehm kühl, kein Vergleich zu der drückenden Hitze gestern. Nur die sehr lästigen Stechmücken nervten etwas. Eigentlich wollten wir weiter bis nach Burg, was uns jedoch nach einiger Zeit als zu weit erschien. Stattdessen wollten wir lieber uns noch etwas im Wald aufhalten und radelten zu der Ausflugsgaststätte Wotschofska. Da die Tagesgäste bereits abgefahren waren, wirkte die an sich ganz romantische Ecke etwas trostlos.

Radler im Spreewald Hauptspree
Radler im Spreewald Hauptspree

Ursprünglich hatten wir geplant in Lübbenau zum Essen zu gehen. Wir fanden aber nichts wirklich ansprechendes und begnügten uns deshalb mit einigen leckeren Essiggurken vom Fass, bevor wir uns an die Weiterfahrt machten.

Um mehr Zeit morgen in Berlin zu haben, wir beschlossen wir die gut 110 km noch heute hinter uns zu bringen. Auf der Stadtautobahn wurde der Verkehr etwas dichter. Doch das Navi lotste uns problemlos zum Reisemobilhafen Berlin in Spandau, der durch seine Hinterhofatmosphäre nicht wirklich einladend wirkte. Im 5 Minuten-Takt setzten Jumbos zur Landung in Berlin-Tegel an. Diese Art von Lärm hatten wir bis jetzt keine Erfahrung, aber unser Nachbar versicherte, dass um 22:00 Uhr Schluss sei, was auch tatsächlich der Fall war.

Wir kochten im WoMo. Danach wurde es relativ schnell still.


26.08.2011 - 318 km

Berlin

Pünktlich um 06:00 Uhr landete der erste Flieger, so dass man sich fast den Wecker sparen konnte. Ab 07:00 Uhr kamen sie dann im 5 Minuten-Takt. Wir nahmen dies zum Anlass uns marschfertig zu machen. Nachdem wir offiziell eingecheckt hatten, düsten wir bereits um 08:30 Uhr ab.

Mit der Linie M45 (Haltestelle ganz in der Nähe des Stellplatzes) ging es zum Spandauer Bahnhof und von dort aus in ca. 20 Minuten mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Das Kleingruppen-Tagesticket kostete 15 €.

Unser Stadtrundgang führte uns als erstes vorbei am Kanzleramt und Reichstag zum Brandenburger Tor, das wir diesmal ausgiebig fotografisch würdigen konnten, denn bei unserem letzten Besuch 2006 war aufgrund der Fußballweltmeisterschaft alles verbaut.

Bundeskanzleramt Brandenburger Tor
Bundeskanzleramt Brandenburger Tor

Wir folgten der Prachtallee Unter den Linden in Richtung Gendarmenmarkt, wo uns insbesondere die Ritter Sport Bunte Schokowelt in der Französischen Straße 24 anzog. Natürlich stellten wir uns eine eigene Tafel zusammen. Bis die Tafel fertig war ließen wir den Charme dieses einzigartigen Platzes auf uns wirken. Anschließend wurde die Tafel an Ort und Stelle verspeist.

Gendarmenmarkt - Schauspielhaus Dom
Gendarmenmarkt - Schauspielhaus Dom

Als nächstes stand wie bereits 2006 eine Dom-Besichtigung inklusive Besteigung der Kuppel auf dem Programm. Die Rundsicht auf die Stadt war sehr eindrucksvoll, zumal keine Wolke weit und breit am Himmel zu sehen war.

Wir tigerten weiter über das noch etwas verschlafene Nikolaiviertel und das rote Rathaus zum Alexanderplatz mit der markanten Weltzeituhr. Der Hunger machte sich bemerkbar und wir kehrten in einem (angenehm klimatisierten) Burger King ein.

Sony Center Judendenkmal
Sony Center Judendenkmal

Frisch gestärkt fuhren wir mit der U-Bahn zum Potsdamer Platz und ließen uns von den Hochhäusern und dem Sony-Center beeindrucken, dessen eindrucksvolle Architektur immer wieder faszinierte. Nebenan standen noch einige Teile der Berliner Mauer. Es war drückend heiß geworden; eigentlich viel zu warm für eine Stadtbesichtigung. Wir machten uns auf in Richtung Reichstag. Auf dem Weg dorthin schauten wir uns das Denkmal für die ermordeten Juden in Europa mit der bedrückende Ausstellung an.

Das eigentliche Highlight des Tages war die Reichstagsführung, für die wir uns schon im April angemeldet hatten, denn spontane Führungen sind aufgrund der verschärften Sicherheitsbestimmungen nicht mehr möglich.

Reichstag Paul-Löbe-Haus
Reichstag Paul-Löbe-Haus

In 90 Minuten wurde uns die Architektur des Reichstagsgebäudes hintergründig erklärt. Eindrucksvoll war auch ein Abstecher ins Paul-Löbe-Haus, wo die Ausschüsse des Bundestages tagen. Wir fuhren mit der Gruppe hinauf in den 6. Stock und genossen von der Brücke aus die Aussicht auf die Spree und die verschiedenen Gebäude des Regierungsviertels. Die Führung endete im Plenarsaal des deutschen Bundestages.

Bundestag Reichstagskuppel
Bundestag Reichstagskuppel

Nach der Führung bestand Gelegenheit die Kuppel des Reichstagesgebäudes zu besteigen. Ein kostenloser Audio-Guide erklärte alle Sehenswürdigkeiten der Stadt, die man beim Aufstieg sehen konnte. Da es unter dem Glas stellenweise sehr heiß war, zogen wir aber bald wieder ab.

Letzter Programmpunkt war ein Abstecher zum Olympiastadion. Eigentlich wollten wir den Glockenturm hoch, der jedoch bereits geschlossen hatte. Heute Abend fand ein Herta BSC Spiel statt und es herrschte reges Treiben.

Anschließend waren wir bei Brechenmachers zum Abendessen eingeladen, wo wir mit einer sehr leckeren Lasagne verwöhnt wurden. Wir klönten eine geraume Weile bevor wir mit dem M45 zurück zum Stellplatz fuhren. Trotz der bereits etwas fortgerückten Stunde war es immer noch drückend heiß.


27.08.2011 - 472 km

Torun

In der Nacht war es unerträglich heiß gewesen. Werner wachte mehrmals schweißgebadet auf. Kurz vor 05:00 Uhr ging der Wecker und wir fühlten uns leicht gerädert. Aber es half nichts, denn heute stand eine größere Etappe in Richtung Osten auf dem Programm. Unser Plan war Berlin verlassen zu haben, bevor der Berufsverkehr einsetzte. Ohne zu Frühstücken rückten wir leise vom Platz ab. In der Früh war der Himmel bedeckt und die Schwüle war nach wie vor recht drückend.

Wir wählten die Route über Frankfurt (Oder). An der Grenze gab es keine Kontrollen mehr. Nur einige Wechselstuben, Kantor genannt, erinnerten an die Landesgrenze. Da Polen am 01.07. eine Maut für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 t Gesamtgewicht eingeführt hatte, wollten wir uns nach einem viaToll System umsehen, aber es war weit und breit keine Information zu bekommen. Gezwungenermaßen vertagten das Thema. Zur Not mussten wir eben mit dem Gewicht etwas schummeln (leichtes Übergewicht, wie im wirklichen Leben halt auch).

In Polen gab es nur noch Landstraßen und viele Lkws. Die ganze Gegend wirkte ziemlich heruntergekommen und trostlos. Die Strecke führte etwas monoton durch schier endlosen Wald. Hier und da waren einige teilweise verfallene Häuser zu sehen. Uns kamen leichte Zweifel an unserem Reiseziel. Trotz der vielen Lkws und Baustellen kamen wir ganz gut voran.

An einer Tankstelle war Frühstückspause angesagt. Werner zog aus einem Geldautomat 400 Zloty, mehr war ihm nicht zu entlocken. Bald hatten wir die Wolken hinter uns gelassen und es versprach erneut ein heißer Tag zu werden.

Für die Weiterfahrt in Richtung Poznan wählten die gebührenpflichtige, nicht jedoch viaToll relevante Autobahn A2. Wir gingen als Pkw durch und mussten für die gut 50 km 13 zl bezahlen. In Poznan war Einkaufsstopp bei einem Lidl angesagt. Glücklicherweise war das Sortiment sehr ähnlich zu unserem, so dass wir uns mit der Sprache keine Schwierigkeiten hatten.

Die Durchfahrt durch Poznan gestaltete sich etwas mühsam, zumal uns das Navi und einige Baustellen etwas narrten. Wir folgten der 5 und ab Gniezno der 15 zu unserem heutigen Tagesziel Torun. Die Straßenverhältnisse variierten von neuwertig bis sehr holprig mit tiefen Schlaglöchern. Obwohl aufgrund des einsetzenden Wochenendes der Lkw Verkehr immer mehr nachließ, zog sich die Strecke doch etwas hin und wir waren froh, als wir gegen 14:00 Uhr den Camping Tramp #33 in Torun erreichten. Er lag an der Wisla (Weichsel) und wir suchten uns einen schattigen Platz aus. Der Preis war sehr fair: 73,50 zl inkl. Strom. Da waren wir in Berlin und Dresden für mehr Geld erheblich schlechter gestanden.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, überquerten wir über die Stahlbogenbrücke die Wisla. Eindrucksvoll präsentierte sich die Silhouette der Stadt vor uns. Torun ist die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus, dem Entdecker des heliozentrischen Weltbildes. Die Altstadt ist das besterhaltene mittelalterliche Siedlungszentrum in Nordeuropa und steht unter den Schutz der UNESCO.

mittelalterliche Altstadt Ulica Szeroka
mittelalterliche Altstadt Ulica Szeroka

Wir schlenderten durch die Fußgängerzone und leisten uns für 2,80 zl ein riesiges, super leckeres Eis. Da Wochenende war, war mächtig was los. Zahlreiche Restaurants luden zur Einkehr ein, aber wir waren vom Eis noch zu voll. Vom Turm des alten Rathauses hatten wir einen schönen Rundblick auf die Altstadt und die Wisla. Eindrucksvoll war auch das Innere der zahlreichen Kirchen, wo man immer wieder Hinweise auf den in Polen hochverehrten Johannes Paul II. fand, der 1999 Torun besucht hatte.

Rathaus Rundblick
Rathaus Rundblick

Zurück am WoMo duschten wir ausgiebig und chillten etwas. Es hatte etwas abgekühlt und der leichte Wind war eine reine Wohltat. Wir nutzten das kostenlose WiFi bei der Rezeption und erkundeten uns nach dem Wetter: Es soll weiterhin sonnig bleiben, jedoch erheblich kühler werden. Nah wenn das keine Aussichten sind. So konnten wir unsere Schokoladenvorräte, die seit der großen Hitze in Berlin immer leicht geschmolzen waren, auch außerhalb des Kühlschrankes lagern.


28.08.2011 - km

Olstzynek / Ruska Wies

In der Nacht hatte es abgekühlt, so dass wir trotz Gewitters gut geschlafen haben. Wir ließen es gemütlich angehen, der Wecker ging erst um 07:30 Uhr.

Heute stand die letzte größere Strecke in Richtung Osten auf der Tagesordnung. Da es in der Früh nicht unbedingt nach Badewetter aussah, beschlossen wir, dem Freilandmuseum in Olstzynek einen Besuch abzustatten.

Zunächst folgten wir der 15 in Richtung Olsztyn, dem Hauptort der Region Ermland. In Lubawa bogen wir auf die 537 ab und nahmen Kurs auf Grunwald. Unser Ziel war das Denkmal der berühmten Schlacht von Tannenberg, wo im Jahre 1410 ein polnisch litauisches Heer die Ritter des Deutschen Ordens besiegt hatte.

Grunwald
Grunwald

Ein kurzer Spaziergang führte uns vom kostenpflichtigen Parkplatz zum hinauf Denkmal. Die Sonne spitzelte immer mehr durch die Wolken, aber es hatte merklich abgekühlt. Kein Vergleich zu der drückenden Hitze der letzten Tage.

Die restliche Strecke bis nach Olstzynek hatten wir schnell hinter uns gebracht. Das Muzeum budownictwa ludowego zeigte eine Vielzahl von historischen Häusern aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert.

Holzkirche Bauernhof
Holzkirche Bauernhof

Die meisten waren liebevoll eingerichtet. Es gab durchwegs deutsche Erklärungen. Wir schlenderten gemütlich durch das weitläufige Gelände und stöberten in den alten Gemäuern. Fazit: Für 28 zl für eine Familienkarte und Parkgebühr ein absolut lohnendes Ziel. Auf dem Parkplatz hätte man auch gut übernachten können.

Die Sonne kam immer mehr durch und die Kinder zog es zum See. Bis zum Campingplatz in Ruska Wies waren es noch knapp 100 km. Die Straßen wurden streckenweise recht holprig mit tiefen Spurrillen. Doch zwischendurch gab es auch erneuerte Abschnitte, auf denen man entspannt dahingleiten konnte.

Die Landschaft wurde immer gefälliger: auf sanften Hügeln wechselten sich kurze Waldstücke und Getreidefelder ab. Dazwischen blitzte immer wieder ein kleiner oder größerer See hervor. Oft fuhren wir durch herrliche alte Alleen. Keine Frage wir waren in Masuren angekommen und diese reizvolle Gegend präsentierte sich von ihrer schönsten Seite, so hatten wir uns das immer vorgestellt.

Der Camping "Seeblick" lag wunderschön an einem kleinen See. Schnell wurde uns klar, warum in einigen Reiseberichten dieser Platz als der schönste in Polen bezeichnet wird.

Camping "Seeblick" See
Camping "Seeblick" namenloser See

Wir stellten das WoMo auf einer der Terrassen ab und ließen den Ausblick erst mal auf uns wirken. Die Kinder entdeckten, dass man sich kostenlos Kajaks ausleihen konnten und ließen sich das nicht zweimal sagen. Wir holten den Tisch und die Stühle heraus und genossen die wärmenden Strahlen der Sonne. Gemeinsam planten wir die Aktivitäten der kommenden Tage. Zum Abendessen gab es leckere Spaghetti.

Paddler Abendstimmung
Paddler Abendstimmung

Auf dem Platz machte auch eine größere Gruppe WoMos Station, die an einer geführten Polenrundfahrt eines österreichischen Clubs teilnahmen. Wir unterhielten uns angeregt mit dem Reiseleiter-Team und erfuhren einiges über den Ablauf einer solchen Tour.

Es war merklich kühler geworden und zum ersten mal in diesen Urlaub waren lange Hosen und Pullis angesagt. Dies hatte zusätzlich den Vorteil, dass einem die Mücken nicht so viel anhaben konnten. Bald kehrte Ruhe im WoMo ein.


29.08.2011 - 146 km

Masuren

Kurz nach 07:00 Uhr klingelte das Handy. Es war Helga-Opa: Das verhieß nichts gutes: Sieber-Uroma war in der Nacht gestorben! Was für ein Schreck, in der letzten Zeit ging es ihr ja ganz passabel. Und das ausgerechnet in maximaler Entfernung von zuhause.

Wir waren zunächst etwas bedröppelt. Nach einem längeren Telefonat über Skype, entschlossen wir uns, zunächst einfach unser Programm fortzusetzen und am Abend über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Trotz des traumhaft schönen Wetters war die Stimmung geknickt.

Das erste Ziel des heutigen Tages war die Wolfsschanze, das Führerhauptquartier aus dem zweiten Weltkrieg. In Ketrzyn sahen wir einen Wegweiser zu einem Lidl, den wir aber nicht fanden. Als wir aufgaben, schickte uns das Navi über einen schmalen Feldweg zum Ziel. Wieder einmal hatten wir mehr als Glück, dass wir nicht steckengeblieben sind.

Der Eintritt (inkl. Parken) betrug 34 zl. Für WoMo gab es Stellplätze, die sogar über einen kostenlosen Stromanschluss verfügten. Eine Übernachtung wäre allerdings sehr einsam gewesen. Anstelle einer Führung (60 zl), kauften wir uns ein recht informatives Faltblatt und machten uns auf eigene Faust auf die 1,4 km bzw. 1,8 km langen Rundwege durch den Wald in der Nähe von Gierloz.

Gedenktafel des Attentats am 20. Juli 1944 Führerbunker
Gedenktafel des Attentats am 20. Juli 1944 Führerbunker

Die meisten Bunker waren zerstört oder stark beschädigt, da sie vor dem Abzug der Deutschen gesprengt worden waren. Die Ruinen durften aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. Von der Lagerbaracke war nichts mehr übrig. Nur ein Gedenkstein erinnerte an das gescheiterte Attentat vom 20.07.1944. Insgesamt ist die Wolfsschanze ein beklemmender Ort, leider passend zum heutigen Tag.

Auf der Weiterfahrt fanden wir in Ketrzyn doch noch einen Supermarkt, wo wir unsere Vorräte auffüllen konnten. Von Ketrzyn war es nicht weit nach Swieta Lipka. Wiederum genossen wir das recht ansprechende Landschaftsbild: schöne Alleen, Felder und kleine Wälder wechselten sich ab. Dazwischen gab es immer wieder zahlreiche Seen.

Die berühmte Wallfahrtskirche war leider außen eingerüstet. Da gerade Gottesdienst war, mussten wir unsere Besichtigung vertagen und kauften uns an einem Kiosk ein Zapiekanka, eine halbierte mit Champignons und Käse überbackene Weißbrotstange.

typischer Tante Emma Laden (Sklep) Wallfahrtskirche Swieta Lipka
typischer Tante Emma Laden (Sklep) Wallfahrtskirche Swieta Lipka

Das Innere der Kirche ist sehr schön. Leider spielte die Orgel erst wieder 15:30 Uhr, was uns aber zu spät war.

Die nächste Station war die Deutschordensburg in Reszel, in der heute ein Hotel untergebracht ist. Wir bestiegen den Turn der großen Pfarrkirche, von wo aus man einen guten Rundblick auf die Stadt und die Burg hatte. Schwarze Wolken zogen auf und es sah nach einem Schauer aus.

Deutschordensburg in Reszel
Deutschordensburg in Reszel

Nach eingehender Diskussion entschied der Familienrat, den Urlaub nicht abzubrechen, sondern nur etwas zu straffen. Die Beerdigung sollte am 09.09. stattfinden. Da uns somit weniger Zeit zur Verfügung stand, beschlossen wir, heute noch einen Abstecher nach Mikolajki zu machen und bereits morgen in Richtung Ostsee weiterzufahren.

In Mikolajki parkten wir auf dem offiziellen Stellplatz beim Hotel Caligula (11 zl für 2 Stunden). Hier hätte man sicher auch gut Übernachten können (Strom, WiFi und V+E vorhanden). Landschaftlich war der Camping "Seeblick" aber unschlagbar.

Mikolajki Jezioro Mikolajskie
Mikolajki Jezioro Mikolajskie

Ein kurzer Spaziergang führte uns zum Hafen, wo alles sehr tourimäßig angehaucht war. Hier muss man nicht unbedingt gewesen sein. Am Ammersee ist es genauso schön und man bekommt das Alpenpanorama gratis dazu. Wir schlenderten etwas an der Promenade entlang und schossen ein paar Fotos. Überall gab es Stände, wo man allerlei Kram erstehen konnte. Da das Mittagessen nicht gerade üppig war, machte sich bald der Hunger bemerkbar und wir kehrten in einer Pizzeria ein (20 € für alle zusammen, inkl. Getränke!).

Zum Übernachten fuhren wir zurück zum Camping "Seeblick". Unterwegs tröpfelte es leicht. Wir paddelten gemeinsam eine Runde, was den Kindern viel Freude bereitete. Werner telefonierte noch einmal länger mit zuhause.


30.08.2011 - 230 km

Krutynia / Elblag

In der Nacht war es recht frisch geworden, so dass die langen Schlafanzüge durchaus ihre Berichtigung hatten. Am morgen begrüßte uns Sonnenschein und einige Wolken. Wir frühstückten in aller Ruhe und entsorgten, denn heute mussten wir endgültig von diesem schönen Fleckchen Erde Abschied nehmen. Wir bezahlten die 50 zl für die Übernachtung in Bar und ohne Rechnung: ein wohl kaum zu überbietendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Da das Wetter ganz gut herschaute, beschlossen wir nochmals zum Paddeln zu gehen. In Masuren gibt es unzählige Gelegenheiten hierzu. Einer der schönsten Strecken, die Krutynia zwischen Krutyn und Utka, lag ganz in der Nähe. Also fuhren wir ein weiteres mal in Richtung Mragowo.

In Krutyn angekommen, gab es zahlreiche Anbieter von Kajakfahrten. Alternativ konnte man sich wie im Spreewald auch auf dem Fluss staken lassen. Wir entschieden uns für Parking Wan-Plac Krutyn am Ortseingang. Der sehr freundliche deutschsprechende Herr erklärte uns die 16 km lange Strecke nach Utka (das Ziel war 200 m nach der fünften Brücke). Für die 2 Kajaks inkl. Transport mussten wir 80 zl berappen, da kann man sich wirklich nicht beklagen.

Anschließend wurden wir zum Ausgangspunkt der Tour, gut 1 km vor Krutyn gefahren. Als es losgehen sollte, stolperte Werner und fiel ins Wasser. Zum Glück ist Handy und Foto nichts passiert. Der freundliche Herr fuhr Werner zurück zum WoMo, um sich trockene Kleidung zu holen, denn es war doch recht frisch. Nach dieser Einlage konnte unsere Paddeltour endlich beginnen.

Der kleine, nur mäßig strömende Fluss schlängelte sich wildromantisch durch die Landschaft. Immer wieder wollten in den Fluss ragende Äste umschifft werden. Gelegentlich kam die Sonne durch und wärmte uns etwas auf. Nach einiger Zeit kamen wir mit den 2er-Kajak ganz gut zurecht und hatten zusammen einen riesigen Spaß.

Krutynia xxx
Krutynia bei der alten Mühle

Nach der zweiten Brücke erreichten wir eine alte Mühle und mussten das Kajak ein Stück tragen. Zwei ältere Herren verliehen gegen einen kleinen Obolus einen Wagen, mit dessen Hilfe man sich leichter tat. Nach dieser kleinen Unterbrechung paddelten wir munter weiter.

In Rosocha lud eine Imbissbude mit einem kleinen Strand zum Verweilen ein. Für knappe 10 Euro haben wir alle 4 gut gespeist. Nur bei der Bestellung gab es eine kleine Sprachschwierigkeit: wir glaubten zur Nachspeise einen Pfannkuchen zu bestellen, bekamen aber 4 Kartoffelpuffer; egal, hat auch gut geschmeckt.

Paddler Rosocha
Paddler Rosocha

Frisch gestärkt setzten wir unsere Tour fort. Die Strömung hatte nachgelassen und das Vorankommen wurde etwas mühsamer. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass unsere Kondition langsam nachließ. Leicht erschöpft erreichten wir nach 4 h Paddeln das Ziel in Utka. Durch Zufall fuhr gerade das Fahrzeug des Veranstalters vor und wir mussten so nicht auf unseren Rücktransport warten. Fazit: Tour und Veranstalter absolut empfehlenswert.

Da uns doch einige Tage fehlen werden, mussten wir schauen, dass wir heute noch ein Stück weiter in Richtung Meer kamen. Ursprünglich hatten wir geplant einen Abstecher an das Frische Haff zu machen, der aber aus Zeitgründen ausfallen musste. Unser Ziel war das knapp 200 km entfernte Elblag, genauer gesagt der Camping #61.

Wir folgten der gleichen Strecke bis Olsztyn, über die wir auch gekommen waren. In der Stadt gerieten wir in den Berufsverkehr und verloren eine knappe halbe Stunde (inkl. Tanken). Weiter ging die Fahrt auf der E77 über Ostróda in Richtung Elblag. Diese Strecke war eine einzige Baustelle: es wurde eine zweispurige Schnellstraße Danzig - Warschau gebaut. Leider kamen wir nur auf dem letzten Stück in deren Genuss. Unterwegs hatte die Bewölkung zugenommen und es tröpfelte hier und da.

Etwas müde erreichten wir den Camping #61. Er lag ganz nett unmittelbar am Kanal Elblaski (Oberländischer Kanal), war jedoch im Vergleich zu Ruska Wies etwas ungepflegt. Aber wie will man diesen Traumplatz auch toppen. Auf dem Platz trafen wir die WoMo-Gruppe aus Österreich wieder. Wir kochten im WoMo. Während des Abwasch telefonierte Werner wiederum mit Helga-Oma wegen der Beerdigung.

Zum Tagesausklang spazierten wir gemeinsam in das nahegelegene Zentrum. Die Stadt war im zweiten Weltkrieg stark zerstört worden und wurde in den letzten Jahren in alten Stil wieder aufgebaut. In einem kleinen Sklep besorgten wir uns ein paar Dosen Starkbier, das endgültig für die notwendige Bettschwere sorgte.


31.08.2011 - 109 km

Malbork / Sopot

Wir haben gut und tief geschlafen. Einige Sonnenstrahlen begrüßten uns hinter zahlreichen Wolken. Der Wetterbericht für heute war ja eher gemischt. Nach dem Frühstück bezahlten wir den Campingplatz und rückten ab.

Unser Ziel war das ca. 30 km entfernte Malbork, wo wir die berühmte Marienburg besichtigen wollten, die im Mittelalter Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens war und den größten Backsteinbau Europas darstellt.

Wir parkten das WoMo auf der anderen Seite der Nogat auf einem bewachten Parkplatz. Den Preis konnten wir auf 10 zl herunterhandeln. Über den Fußgängersteg war es nur ein Katzensprung zur Burg. Die Familienkarte, in der auch ein Audio-Guide enthalten war, kostete 126 zl. Es hätte auch eine deutschsprachige Führung gegeben, die aber teurer gewesen wäre. Außerdem hätten wir eine Stunde warten müssen.

Blick von Nogat Ufer aus mächtige Mauern
Blick von Nogat Ufer aus mächtige Mauern

Die Burg hatte riesige Ausmaße. Zum Glück kam immer mehr die Sonne heraus, so dass das alte Gemäuer im richtigen Licht erstrahlte. Der Audio-Guide war sehr gut gemacht. Beginnend mit der inneren Burg führte er anhand von kurzweiligen und informativen Texten durch die unzähligen Räumlichkeiten.

Hochmeister Palast Sommerremeter
Hochmeister Palast Sommerremeter

Große Teile der Anlage waren nicht mehr original aus dem 14.Jahrhundert, der Blütezeit der Burg, sondern sehr gut gemachte Rekonstruktionen. Auch die Narben des zweiten Weltkriegs sind bis auf die Marienkirche weitgehend verheilt.

Mittelschloss Rosengarten
Mittelschloss Rosengarten

Vom Turm (Extra-Eintritt 28 zl) aus bot sich eine schöne Aussicht auf die Anlage und die Plattenbauten der Innenstadt. Insgesamt hielten wir uns über 3 Stunden auf, eine wirklich gut investierte Zeit.

An einem Imbiss-Stand stillten wir den kleinen Hunger zwischendurch. Carola probierte das polnische Nationalgericht Bigos, das sich jedoch aufgrund des hohen Sauerkrautanteils beim Rest der Familie nicht durchsetzen konnte. Werner und Franziska testeten Pierogi, währenddessen Felix bei der klassischen Bratwurst blieb. Zum Nachtisch gab es ein Softeis.

Frisch gestärkt machten wir uns an die Weiterfahrt. Unser Ziel war Sopot an der Ostsee. Den dortigen Campingplatz beabsichtigten wir als Ausgangspunkt für die für morgen geplante Besichtigung von Gdansk zu nutzen und uns so die Parkplatzsuche zu erleichtern.

Da wir keinen Ärger mit viaToll bekommen wollten, mussten wir auf die Landstraße ausweichen. Die Straßen waren teilweise sehr schlecht. Der Gipfel waren ca. 5 km Kopfsteinpflaster, was die Töpfe im Schrank zum klirren gebracht hat, obwohl wir nur knapp 50 km/h gefahren sind. Je näher wir Gdansk kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Insgesamt sind wir aber ganz gut durchgekommen.

Eigentlich hatten wir uns für den Camping 67 Przy Plazy entschieden, doch dieser hatte schon geschlossen, so dass wir auf Kemping nr 19 "Kamienny Potok" ausweichen mussten. Die Strecke verlief direkt durch das Zentrum. Zum Glück entdeckte Carola noch rechtzeitig eine Höhenbegrenzung von 3,1 m bei einem Tunnel, da wir ansonsten unser WoMo in ein Cabrio verwandelt hätten. Wir mussten einem weiteren Tunnel ausweichen bis wir den etwas außerhalb des Ortes gelegenen Platz erreichten. Er hatte noch offen und war fast ausschließlich von deutschen WoMos belegt.

Als wir gerade den Strom angestöpselt hatten, zog ein Schauer vorbei. Wir überbrückten die Zeit bei einem gemeinsamen kurzen Spiel. Danach montierten wir die Räder ab und fuhren an den nahegelegenen Strand, wo wir der Promenade in Richtung Mole folgten.

Wir lösten ein Ticket und marschierten hinaus. Trotz der schwarzen Schauerwolken, die um uns kreisten, konnten wir einige ganz imposante Fotos schießen. In der Ferne waren die Hafenanlagen von Gdansk und das Denkmal auf der Westerplatte gut zu sehen. In der anderen Richtung konnte man schemenhaft die schmale Landzunge Hel erkennen.

Sopot auf der Mole
Sopot auf der Mole

Die Fußgängerzone lud zu einem kurzen Bummel ein. Es gab unzählig Bars uns Cafés, die jedoch nur sehr spärlich besetzt waren. Man merkte deutlich die Nachsaison. Zudem war es mit 17°C auch recht frisch. Da wir uns für kein Restaurant so recht entscheiden konnten, kehrten wir beim KFC ein. Zum Nachtisch hatten die Kinder bereits vorher einen leckeren Waffelstand ausgekuckt. Anschließend radelten wir gemütlich zurück zum WoMo.

Wieder einmal mehr wurde es bald still.


01.09.2011 - 0 km

Gdansk

Da wir einen Platz im hinteren Bereich des Campingplatz hatten, hielten die Bäume den aufkommenden Straßenlärm ab. Entsprechend gut haben wir geschlafen. Das Wetter war wie vorhergesagt eher zweifelhaft.

Vom Campingplatz aus war es zu Fuß nicht weit zum Bahnhof. Die einfache Fahrt kostete 4,40 zl, ein sehr fairer Preis. Leider nahm der Automat nur Münzen und wir hatten nicht genügend Kleingeld. Nachdem wir zunächst im offiziellen Verkaufsladen etwas unfreundlich abgewiesen wurden, bekamen wir doch noch einen 20 zl Schein gewechselt. In gut 20 Minuten brachte uns der etwas klapprige Vorstadtzug zum Hauptbahnhof in Gdansk.

Unser Stadtrundgang führte uns als allererstes zum Krantor, da wir aus anderen Reiseberichten wussten, dass das berühmte Wahrzeichen der Stadt nachmittags im Gegenlicht nicht gut zu fotografieren ist. Prompt zum richtigen Zeitpunkt war eine Wolkenlücke zur Stelle und wir konnten einige schöne Bilder von der Mottlau-Brücke und vom Jachthafen aus schießen.

Mottlau Promenade Krantor
Mottlau Promenade Krantor

Nächstes Ziel war die mächtige Marienkirche, die größte gotische Backsteinkirche der Welt. Innen war der riesige Bau eher eintönig und wenig spektakulär. Lediglich die astronomische Uhr ist erwähnenswert. Wir nutzten wiederum die Möglichkeit auf den Turm zu steigen (5 zl Erw., 2 zl Kinder).

Marienkirche Ausblicke auf die Altstadt
Marienkirche Ausblicke auf die Altstadt

Von oben hatte man einen prächtigen Ausblick auf die Altstadt mit ihren unzähligen hübschen kleinen hanseatischen Giebelhäusern. In der Ferne war das riesige Werftgelände der Danziger Werft zu erkennen. Wir unterhielten uns eine Weile angeregt mit einem deutschen Ehepaar, das Wurzeln in Gdansk hatte.

Während eines Bummels über den schmucken langen Markt machte sich der Hunger bemerkbar und wir kehrten in einen Restaurant ein, wo wir für 80 zl (inkl. Getränk!) lecker polnische Gerichte gegessen haben. Anschließend schlenderten wir entspannt durch die Lange Gasse.

Der Himmel zog sich immer mehr zu und es begann zu schauern. Wir nahmen dies zum Anlass, eine kleine Shopping-Tour einzulegen, denn die Kinder brauchten Kleidung für die Beerdigung nächste Woche. Eine freundliche Dame in der Touri-Info hatte uns die Madison-Mall in der Nähe des Hauptbahnhofes empfohlen. Nach 2 Stunden hatten wir alles, was wir brauchten. Auch das Schauerwetter hatte sich gebessert.

Wir beschlossen einen Schiffsausflug zur Westerplatte zu machen. An diesem Ort begann vor auf den Tag genau 62 Jahren der zweite Weltkrieg. Für 22 zl pro Person schipperten wir mit einem Piratenschiff auf der Motlawa, die bald in die Wisla in Richtung Ostsee mündete. Vorbei ging es an der bekannten Danziger Werft und den Hafenanlagen. In der Ferne waren die 3 Säulen des Solidarnosc-Denkmals erkennen. Alles machte einen etwas heruntergekommen Eindruck und hatte wohl seine Blütezeit auch schon hinter sich.

Hafen Trockendock
Hafen Trockendock

An der Westerplatte angekommen hatten wir 1 Stunde Aufenthalt, die wir zu einem Spaziergang zum Mahnmal nutzten.

Mahnmal
Mahnmal

Entlang des Weges gab es zahlreiche Hinweistafeln, die die damaligen Geschehnisse minutiös erklärten. Darüber hinaus war allerdings nicht wirklich viel zu sehen. Man muss aber auch nicht alle Einzelheiten des Überfalls im Detail verstehen. Anschließend tuckerten wir zurück in die Innenstadt. Das Wetter hatte sich gebessert, es war jedoch sehr frisch.

Wir kehrten in einem Burger-Lokal am langen Markt ein. Obwohl es gar nicht so spät war, stand die Sonne schon relativ tief, so dass zum Fotografieren kein ideales Licht mehr war, weshalb wir mit dem Zug zurück zum Campingplatz fuhren.


02.09.2011 - 135 km

Leba

Gegen 07:00 Uhr wurden lärmend die Mülleimer entleert; für einen Campingplatz eigentlich eine Zumutung. Als Entschädigung begrüßte uns ein strahlend blauer Himmel. So etwas beflügelte einen doch immer. Bereits kurz nach 08:00 Uhr waren wir abfahrbereit.

Unser heutiges Ziel war der lebhafte Badeort Leba an der Ostseeküste. Für die Anfahrt wählten wir nicht die direkte Route über die 6, sondern machten einen kleinen Schlenker über die kaschubische Schweiz.

Von Sopot aus folgten wir zunächst der 20 in Richtung Koscierzyna. Leider kamen von Westen her immer mehr Wolken auf und es begann zu schauern. Da die Sicht eh nicht besonders gut gewesen wäre und uns der etwas einsame und unbewachte Waldparkplatz beim Aussichtsturm in Wiezyca nicht ganz geheuer war, verzichteten wir auf die Besteigung und fuhren weiter in Richtung Brodnica.

Die gut zu fahrende Nebenstrecke verlief entlang eines langgezogenen Tals, das von sanften Hügeln begrenzt wurde. Schmucke kleine Orte und zahlreiche klare Seen wechselten sich ab. Wir fühlten uns irgendwie ins Voralpenland versetzt.

traumhafte Seen in der ... ... kaschubischen Schweiz
traumhafte Seen in der ... ... kaschubischen Schweiz

Die Schauer hatten nachgelassen und die Landschaft erstrahlte in einem schönen Licht. Leider gab es zu wenig Gelegenheiten anzuhalten und die Szenerie in Bildern festzuhalten. Von Brodnica aus folgten wir den Anweisungen des Navis über Lebork nach Leba.

Gegen Mittag checkten wir auf dem Camping Morski #21 ein. Der Platz war sehr gepflegt und fast leer. Kurz darauf gesellte sich noch ein Wohnwagengespann zu uns, das wir bereits in Elblag und Sopot getroffen hatten. Wir stärkten uns mit einer Brotzeit und montierten die Räder ab. Es war richtig sonnig geworden und einer zünftigen Radtour stand nichts im Wege.

Unser Ziel war der nahegelegene Slowinski Nationalpark. Eine 8,5 km lange Stichstraße führte durch einen ausgedehnten Kiefernwald zum Fuß der Wanderdüne. Nach 3,5 km erreichten wir den Parkplatz am Eingang des Nationalparks und die Kasse (6 zl für Erw.). Es waren viele Leute unterwegs. Die meisten ließen sich von einem kleinen Bähnchen zur Düne fahren oder nutzten das Boot über den Jezioro Lebsko. Wir stapften hinauf zur der 40 m hohen Düne und fühlten uns wie in der Sahara, nur die Temperaturen waren viel angenehmer.

endloser Sand... ... in allen Richtungen
endloser Sand... ... in allen Richtungen

Die Kinder hatten einen riesigen Spaß, die steile Flanke einer Düne hinunterzuspringen, während die Großen ausgiebig das prächtige Panorama genossen.

Sprung in den Abgrund Gelandet!
Sprung in den Abgrund Gelandet!

Ein kurzer Abstecher führte uns auf der anderen Seite der Düne hinab an den für die Ostsee sehr breiten Strand. Wir chillten etwas und ließen uns die leichte Brise um die Ohren wehen. Natürlich durfte auch ein kurzer Spaziergang am Wasser entlang nicht fehlen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Am Parkeingang stoppten wir kurz, um vom Aussichtsturm aus einen Blick auf den Jezioro Lebsko zu werfen.

Carola am Strand Jezioro Lebsko
Carola am Strand Jezioro Lebsko

Als nächstes radelten wir in den Ortskern. Auch hier waren noch einige Leute unterwegs, obwohl die Anzahl der Läden, Buden und Bars nur erahnen ließ, welch Trubel hier wohl in der Hochsaison herrscht. Wir parkten die Räder am Strandübergang Plaza "A" und relaxten etwas am Strand. Anschließend verkosteten wir einen Chipstix, eine frittierte Kartoffelspirale. So etwas hatten wir bei uns zuhause bis jetzt nicht gesehen.

Strand bei Plaza A
Strand bei Plaza A

Auf dem Rückweg fuhren wir zur Mole und am Hafen mit seinen zahlreichen Fischkuttern vorbei und kauften in einem Sklep ultra-billige Paprika ein. Zum Abendessen gab es leckeres Würstle-Gulasch.

Leider konnten wir trotz besten Wetters nicht draußen essen, da die Steckmücken in der Dämmerung zu unangenehm waren. Wir tauschten einige Infos mit unseren Stellplatznachbarn aus.


03.09.2011 - 89 km

Slowinski Nationalpark / Rowy

Heute hatten wir den Wecker erst auf 08:00 Uhr gestellt. Doch die ersten Sonnenstrahlen spitzelten schon früher zum Fenster herein und trieben uns aus den Federn, denn es versprach erneut ein schöner Badetag zu werden.

Wir nutzten die hervorragenden Einrichtungen des Campingplatzes um bequem das WoMo zu ver- und entsorgen. Diesen Platz war zwar bisher der teuerste in Polen (89,20 zl), aber über das Preis/Leistungsverhältnis konnte man absolut nicht klagen.

Unser Plan für heute war, nicht zu weit zu fahren und noch einmal am Strand ausgiebig zu chillen. Als Vorabprogramm steuerten wir den Wanderparkplatz in Czolpino an. Am Strand entlang waren dies nur 17 km, doch mit dem WoMo über 50 km. Die 213 war sehr holprig und wir kamen nur recht mühsam voran. Ab Smoldzino fuhren wir Schlangenlinien, weil die Schlaglöcher immer tiefer und zahlreicher wurden. Schließlich erreichten wir den Wanderparkplatz ohne aufzusitzen (24 zl Gebühr für Parken und Nationalpark).

Wir folgten dem Vorschlag aus dem Womo-Buch und marschierten zunächst zum Leuchtturm, der sich etwas unscheinbar mitten in einem Kiefernwald auf einem kleinen Hügel befindet. Natürlich ließen wir uns eine Besteigung nicht entgehen (14 zl). Von oben hatte man einen prächtigen Ausblick auf den ausgedehnten Küstenwald, die großen Seen und die mächtigen Sanddünen, die wie helle kleine Berge aus dem Wald ragten.

Leuchtturm Czolpino riesige Sanddünen im Kiefernwald
Leuchtturm Czolpino riesige Sanddünen im Kiefernwald

Nachdem wir das Panorama genossen hatten, marschierten wir weiter in Richtung Meer. An dem relativ breiten und sehr schönen Strand angekommen, bogen wir rechts ab und schlenderten am Wasser entlang in Richtung Düne. Nach einer Weile war Kekspause angesagt. Wir waren fast alleine: was für eine schöne Ecke. Kurz darauf erreichten wir den Abzweig zur Wydma Czolpinska.

Küstenwald traumhafter Strand
Küstenwald traumhafter Strand

Der Weg führte im steten auf und ab über die Düne. Erneut kam Sahara-Feeling auf. Obwohl nicht so hoch, war diese Düne fast eindrucksvoller als die Làka Góra, auf der wir gestern gewesen waren, da der Weg länger und abwechslungsreicher war. Die Temperaturen waren sehr angenehm, so dass wir trotz des sandigen Weges nicht durchgeschwitzt waren.

endlose ... ... Dünenlandschaft
endlose ... ... Dünenlandschaft

Zurück am WoMo kehrten wir beim Kiosk ein und stillten den Hunger mit Bigos, Nalesniki, Pierogi ruskie und Zapiekanka. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weiterweg nach Rowy. Noch einmal hoppelten wir über die Schlaglochpiste. Wunderschöne Alleen führten durch eine liebliche Landschaft. Unser Ziel war der Camping Wagabunda, der in mehreren Reiseberichten empfohlen wurde. Wir wurden sehr freundlich empfangen. Die Wiese war jedoch sehr feucht. Hoffentlich kommen wir morgen da unbeschadet heraus.

Zum Strand waren es nur wenige Minuten zu Fuß. Wir breiteten die Decke aus und chillten für den Rest des Tages. Trotz der Nachsaison waren noch etliche Leute unterwegs. Zum ersten mal kamen die Bocciakugeln bei einem gemeinsamen Spiel zum Einsatz. Erholung pur setzte ein. Auf dem Rückweg gönnten wir uns einen leckeren Milchshake an einer der Buden.

Strandübergang Kirche in Rowy
Strandübergang Kirche in Rowy

Uns war nicht zum Kochen im WoMo zumute, zumal der Platz eh leicht sumpfig war und wir sowieso ein Opfer der Mücken geworden wären. So schlenderten wir etwas durch den Ort. Leider waren wir zu wählerisch. Bis wir uns entschieden hatten, hatten die meisten Lokalitäten bereits geschlossen und wir bekamen nur noch zwei Portionen Bratkartoffeln, die zwar sehr lecker, aber halt etwas wenig waren. Dafür gönnten wir uns zwei Tyskie (pro Glas 6 zl).

Im WoMo planten wir die Aktivitäten für die restlichen Tage.


04.09.2011 - 137 km

Kolobrzeg

Auch heute strahlte in der Früh die Sonne durch das Dachfenster und machte uns munter. Was kann man sich als einen besseren Tagesauftakt vorstellen? Wir frühstückten in aller Ruhe und machten uns von dannen. Die feuchte Wiese machte keine Probleme.

Die Straße in Richtung Slupsk war in einem ganz passablem Zustand. Zusammen mit der schönen und abwechslungsreichen Landschaft, die von der Morgensonne ins richtige Licht gerückt wurde, machte die Fahrt recht kurzweilig. Am Ortseingang von Slupsk waren wir wohl nicht achtsam genug und wir wurden geblitzt. Egal, die Stimmung war gut, mal schauen, ob eine Rechnung kommt. Wir tankten und kauften in einem Supermarkt ein. Bei der Durchfahrt machte uns der Ort einen ganz netten Eindruck: Vor dem schönen Rathaus hatte es einen kleinen gepflegten Park.

Anschließend ging es weiter auf der gut ausgebauten 6 in Richtung Szczecin. In Koszalin bogen wir dann auf die 11 wieder in Richtung Küste ab. Der Verkehr war jetzt wieder etwas dichter geworden, aber wir ließen uns nicht stressen. Unser Ziel Kolobrzeg begrüßte uns mit eher zweifelhaften riesigen Plattenbauten. Hier muss beim Wiederaufbau nach dem Krieg wohl einiges schiefgelaufen sein. Kurz vor Mittag checkten wir auf dem Camping Baltic #78 ein, der fast ausschließlich mit deutschen WoMos erstaunlich gut belegt war. Anschließend gab es eine leckere Brotzeit im WoMo.

Da es zum Strand doch relativ weit war, montierten wir die Räder ab und düsten los. Der Strand in der Nähe des Campingplatzes war sehr schmal und wenig attraktiv, in Richtung Leuchtturm sah es besser aus. Also radelten wir durch den ein wenig ungepflegten Kurpark. Bald erreichten wir die Promenade mit ihren unzähligen kleinen Ständen. Es war mächtig was los. Viele Familien nutzten das gute Wetter für einen Sonntagsausflug ans Meer.

Wir parkten die Räder an einem Baum beim Leuchtturm, den wir sogleich bestiegen. Von oben hatte man einen guten Rundblick auf den quirligen Strand und die Stadt. Leider kam der mächtige Mariendom neben den zahlreichen Plattenbauten nicht wirklich zu Geltung.

Leuchtturm xxx
Leuchtturm Hauptstrand

Während Werner zurück zum WoMo radelte und die vergessene Strandausrüstung holte, suchten Carola und die Kids nach einer freien Stelle im Sand. Anschließend war Chillen am Strand angesagt. Carola ging erneut als eindeutige Siegerin aus dem Boccia-Spiel hervor. Am interessantesten war es jedoch, dem bunten Treiben zuzuschauen. Wir genossen die gemeinsame Zeit.

Blick von der Mole gut gefüllter Strand
Blick von der Mole gut gefüllter Strand

Für den Rückweg wählten wir die Route über den Dom und das alte Rathaus. So richtig konnten wir jedoch den Flair des Ortes nicht erkennen.

Zurück am WoMo holten wir den Tisch und die Stühle heraus. Da es etwas windig war, hielt sich die Mückenbelastung in Grenzen und wir konnten uns die leckeren polnischen Bratwürstchen, die wir heute morgen im Supermarkt erstanden hatten, im Freien schmecken lassen. Das WiFi (4 zl) funktionierte sehr gut und die Kids konnten über facebook mit ihren Freunden chatten. Leider war die Wettervorhersage für morgen nicht allzu prickelnd.


05.09.2011 - 137 km

Usedom

Heute morgen war der Himmel bedeckt. Wir frühstückten und machten uns in aller Ruhe marschbereit. Beim Entsorgen begann es leicht zu tröpfeln, hörte aber bald wieder auf.

Unsere letzte größere Etappe in Polen war gekommen. Wir folgten der 102 in Richtung Trzebiatów, wo uns die große gotische Kirche ins Auge stach. Danach bogen wir wieder in Richtung Küste ab und steuerten über Rewal und Dziwnów auf die Halbinsel Wollin zu. Je weiter wir nach Westen kamen desto schlechter wurde das Wetter. Immer dunklere Wolken kamen uns entgegen.

Ursprünglich hatten wir geplant uns im Wollin Nationalpark etwas aufzuhalten. Doch als wir den Parkplatz zum Aussichtspunkt (siehe WoMo-Führer Platz #148) erreichten, schüttete es in Strömen! Wir warteten eine Weile, dann wagte sich Werner hinaus und marschierte die 400 m vor zum Aussichtspunkt auf die Steilküste. Zum Sehen gab es außer Nebel leider nicht viel.

Aussichtspunkt im Nebel Fähre über die Swina
Aussichtspunkt im Nebel Fähre über die Swina

Wir machten uns auf die Weiterfahrt durch einen dichten Buchenwald. Nebelschwaden und mehr oder weniger starker Nieselregen begleiteten uns. Unter diesen Umständen verzichteten auch wir auf einen Spaziergang zum Wisentgehege. Stattdessen nahmen wir Kurs auf die Fähre nach Swinoujscie.

Unterwegs tauchte eine Maut-Brücke von viaToll auf. Da uns auf die Schnelle keine Alternative einfiel, beschlossen wir einfach weiterzufahren und zu hoffen, dass unser leichtes Übergewicht schon nicht auffallen würde. An der Fähre mussten wir 90 Minuten warten, bis wir kostenlos an das andere Ufer der Swina übergesetzt wurden. Der Regen hatte aufgehört und wir schöpften Hoffnung, dass unsere für heute geplante Radtour doch noch etwas werden könnte. Swinoujscie machte bei der Durchfahrt einen heruntergekommenen Eindruck.

An einer Tankstelle verbrauchten wir die restlichen Zloty. Kurz darauf verabschiedete sich Polen mit 2 km Kopfsteinpflaster und unzähligen leicht verhauten Buden des Polenmarktes.

Der Verkehr durch die Seebäder auf Usedom war recht dicht, so dass sich die restlichen 15 km bis nach Bansin auch noch etwas zogen. Als Stellplatz hatten wir uns den Waldparkplatz kurz hinter Bansin ausgesucht, wo uns für die Übernachtung (inkl. Strom) 16 € abgeknöpft wurden.

Während der Mittagsbrotzeit fing es erneut an stark zu regnen, so dass es keinen Sinn machte mit den Rädern loszuziehen. Wir überbrückten den Schauer mit einer Runde Bonanza. Erst gegen 17:00 Uhr hörte der Regen auf und wir montierten die Räder ab.

Zunächst führte der Radweg durch einen recht hügeligen Küstenwald, der leider aufgrund des dunklen Wetters nicht richtig zur Geltung kam. In Bansin erreichten wir die Strandpromenade und folgten ihr bis zur Pier in Heringsdorf. Prächtige Villen aus der Jahrhundertwende säumten den Weg. Von der Pier hatte man einen guten Blick auf den ansprechenden, leider nebelverhangenen und etwas unwirtlich wirkenden Strand.

Strand von Bansin Hotel Kaiser Wilhelm
Strand von Bansin Hotel Kaiser Wilhelm

Es hatte wieder angefangen zu nieseln und so beschlossen wir, nicht mehr bis zur Pier nach Ahlbeck zu fahren, zumal die Strecke durch den Wald nicht beleuchtet ist. In Bansin kauften wir zwei Fischbrötchen, die im Vergleich zu Nordsee allerdings etwas windig waren, bevor wir uns endgültig auf den Rückweg zum Stellplatz machten. Als wir gegen 19:30 Uhr zurück waren, kam die Sonne durch und es hatte einen schönen Regenbogen. Auf der Wiese stand das Wasser. Beim Montieren der Räder wurde Felix und Werner von den Stechmücken heftig attackiert. Irgendwie schienen die Biester zu ahnen, dass wir keine Hände frei hatten.

Regenbogen
Regenbogen

Wir kochten im WoMo leckere Pierogi. Bald kehrte Ruhe im WoMo ein.


06.09.2011 - 152 km

Müritz

Heute morgen standen immer noch Lachen auf der Wiese, aber der Himmel zeigte sich von seiner besten Seite in strahlendem Blau. Egal, zumindest einen kleinen Eindruck von Usedom hatten wir gewonnen. Nach dem Frühstück entleerten wir die Toilette, wofür wir zusätzlich 2 € löhnen mussten.

Wir verließen Usedom in Richtung Anklam. Die Sonne schien und es machte Spaß zu fahren, man musste nur auf den recht steifen Seitenwind acht geben. Die Zugbrücke war unten und wir konnten ungehindert die Insel verlassen. Die Strecke zwischen Anklam und Klempenow (B199) war eine nahezu schnurgerade Allee. Obwohl optisch sehr reizvoll anzuschauen, war die Fahrbahn relativ eng und jedes mal, wenn uns ein LKW entgegenkam, stieg der Adrenalinspiegel leicht.

Gegen Mittag erreichten wir den kleinen Stellplatz an der "Ziegenwiese" in Schwarzenhof bei Waren. Er bestand aus einer kleinen Wiese im Garten eines Privathauses. Es war niemand da und man musste das Übernachtungsgeld in einen Briefumschlag stecken und einwerfen. Leider konnten wir deshalb auch nicht unseren Bordatlas Gutschein über eine Fahrradkarte einlösen.

Gegenüber dem Platz lag das Nationalpark-Informationszentrum. Der freundliche Ranger empfahl uns eine 21 km Radtour durch den Nationalpark. Außerdem wurde eine abendliche Wanderung zum Kranicheinflug angeboten. Wir merkten uns diese für später vor.

abgestorbene Birken an der Müritz
abgestorbene Birken an der Müritz

Wir folgten der Empfehlung des Rangers und radelten los in Richtung Boek. Die Strecke führte durch einen hübschen Kiefernwald. Unterwegs gab es mehrere Aussichtstürme, von denen man einen Blick auf die Seen und die ausgedehnten Schilfgebiete werfen konnte. Sonne und einige Wolken wechselten sich ab. In Boek angekommen radelten wir noch ein Stückchen weiter zu Boeker Mühle, wo man bei einem Campingplatz ganz gut an den Müritz-See herankam. Wir chillten etwas im Schatten der Kiefern und gönnten uns ein Eis. Insgesamt machte der Ort einen verschlafenen Eindruck.

Kiefernwald Aussicht vom Käflingsberg-Turm
Kiefernwald Aussicht vom Käflingsberg-Turm

Für den Rückweg wählten wir die Strecke über Speck und stoppten am Käflingsberg-Turm. Von oben hatte man eine grandiose Aussicht auf den schier endlosen Wald. Leider hatte es sich etwas zugezogen und der Himmel war ziemlich grau. Das Terrain war leicht hügelig, so das wir die Stecke schon etwas in den Beinen spürten, als wir unseren Stellplatz in Schwarzenhof erreichten.

Nachdem wir unsere Sachen verstaut hatten, lösten wir Tickets für die Kranich-Tour (Erw. 7,50 €). Abmarsch war um 18:00 Uhr. Die sehr informativ und witzig gestaltete Tour führte zu einer 2,5 km entfernten Wiese, wo allabendlich die Kraniche einflogen. Unterwegs gab es immer wieder kleine Stopps, wo uns Interessantes zu Flora und Fauna der Gegend erzählt wurde. Zum ersten mal haben wir Kreuzspinnen beobachten können.

Kreuzspinne Kranicheinflug
Kreuzspinne Kranicheinflug

Nur die Kraniche waren heute eher spärlich unterwegs. Aber einige Tiere haben wir doch fliegen sehen. Dank des starken Fernglases des Rangers konnten wir die Vögel auch auf der Wiese beobachten.

Zurück am WoMo gab es China-Nudeln, bevor alle in die Betten fielen.


07.09.2011 - 712 km

Rückfahrt

Es half kein Jammern. Heute ging es zurück nach Hause. 750 km galt es zu bewältigten. Nach einem schnellen Frühstück setzen wir uns kurz nach 07:00 Uhr in Marsch.

Bald erreichten wir die Autobahn und folgten ihr an Berlin vorbei in Richtung Süden. Noch einmal sahen wir die Wegweiser, denen wir bereits bei der Hinfahrt begegnet waren. Die Fahrt verlief problemlos und wir kamen recht zügig voran. An einem Autohof war ein Tankstopp und eine Mittagspause bei McDonalds angesagt. Bei Nürnberg war ein LKW in einer Baustelle liegengeblieben und wir verloren knapp eine Stunde.

Gegen 16:00 Uhr waren wir schließlich wohlbehalten zurück und das Ausräumen konnte beginnen. Alle halfen prima zusammen, so dass rasch der größte Teil der Arbeit erledigt war.


08.09.2011 - 8 km

Rückgabe

Wir räumten in aller Ruhe die letzten Sachen aus dem WoMo. Anschließend fuhr Werner zum Wohnmobilcenter Petz nach Lechhausen.

Die Rückgabe klappte reibungslos. Als kleine Entschädigung für die vorzeitige Rückgabe erhielten wir kulanterweise einen Gutschein für drei Freitage bei der nächsten Mietung. Das ließ auch die kleinen Schwierigkeiten bei der Übergabe in Vergessenheit geraten.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit den Vorbereitungen für die morgige Beerdigung.

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 21. April 2013 13:56