Tagebuch

27.08.2011 - 472 km

Torun

In der Nacht war es unerträglich heiß gewesen. Werner wachte mehrmals schweißgebadet auf. Kurz vor 05:00 Uhr ging der Wecker und wir fühlten uns leicht gerädert. Aber es half nichts, denn heute stand eine größere Etappe in Richtung Osten auf dem Programm. Unser Plan war Berlin verlassen zu haben, bevor der Berufsverkehr einsetzte. Ohne zu Frühstücken rückten wir leise vom Platz ab. In der Früh war der Himmel bedeckt und die Schwüle war nach wie vor recht drückend.

Wir wählten die Route über Frankfurt (Oder). An der Grenze gab es keine Kontrollen mehr. Nur einige Wechselstuben, Kantor genannt, erinnerten an die Landesgrenze. Da Polen am 01.07. eine Maut für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 t Gesamtgewicht eingeführt hatte, wollten wir uns nach einem viaToll System umsehen, aber es war weit und breit keine Information zu bekommen. Gezwungenermaßen vertagten das Thema. Zur Not mussten wir eben mit dem Gewicht etwas schummeln (leichtes Übergewicht, wie im wirklichen Leben halt auch).

In Polen gab es nur noch Landstraßen und viele Lkws. Die ganze Gegend wirkte ziemlich heruntergekommen und trostlos. Die Strecke führte etwas monoton durch schier endlosen Wald. Hier und da waren einige teilweise verfallene Häuser zu sehen. Uns kamen leichte Zweifel an unserem Reiseziel. Trotz der vielen Lkws und Baustellen kamen wir ganz gut voran.

An einer Tankstelle war Frühstückspause angesagt. Werner zog aus einem Geldautomat 400 Zloty, mehr war ihm nicht zu entlocken. Bald hatten wir die Wolken hinter uns gelassen und es versprach erneut ein heißer Tag zu werden.

Für die Weiterfahrt in Richtung Poznan wählten die gebührenpflichtige, nicht jedoch viaToll relevante Autobahn A2. Wir gingen als Pkw durch und mussten für die gut 50 km 13 zl bezahlen. In Poznan war Einkaufsstopp bei einem Lidl angesagt. Glücklicherweise war das Sortiment sehr ähnlich zu unserem, so dass wir uns mit der Sprache keine Schwierigkeiten hatten.

Die Durchfahrt durch Poznan gestaltete sich etwas mühsam, zumal uns das Navi und einige Baustellen etwas narrten. Wir folgten der 5 und ab Gniezno der 15 zu unserem heutigen Tagesziel Torun. Die Straßenverhältnisse variierten von neuwertig bis sehr holprig mit tiefen Schlaglöchern. Obwohl aufgrund des einsetzenden Wochenendes der Lkw Verkehr immer mehr nachließ, zog sich die Strecke doch etwas hin und wir waren froh, als wir gegen 14:00 Uhr den Camping Tramp #33 in Torun erreichten. Er lag an der Wisla (Weichsel) und wir suchten uns einen schattigen Platz aus. Der Preis war sehr fair: 73,50 zl inkl. Strom. Da waren wir in Berlin und Dresden für mehr Geld erheblich schlechter gestanden.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, überquerten wir über die Stahlbogenbrücke die Wisla. Eindrucksvoll präsentierte sich die Silhouette der Stadt vor uns. Torun ist die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus, dem Entdecker des heliozentrischen Weltbildes. Die Altstadt ist das besterhaltene mittelalterliche Siedlungszentrum in Nordeuropa und steht unter den Schutz der UNESCO.

mittelalterliche Altstadt Ulica Szeroka
mittelalterliche Altstadt Ulica Szeroka

Wir schlenderten durch die Fußgängerzone und leisten uns für 2,80 zl ein riesiges, super leckeres Eis. Da Wochenende war, war mächtig was los. Zahlreiche Restaurants luden zur Einkehr ein, aber wir waren vom Eis noch zu voll. Vom Turm des alten Rathauses hatten wir einen schönen Rundblick auf die Altstadt und die Wisla. Eindrucksvoll war auch das Innere der zahlreichen Kirchen, wo man immer wieder Hinweise auf den in Polen hochverehrten Johannes Paul II. fand, der 1999 Torun besucht hatte.

Rathaus Rundblick
Rathaus Rundblick

Zurück am WoMo duschten wir ausgiebig und chillten etwas. Es hatte etwas abgekühlt und der leichte Wind war eine reine Wohltat. Wir nutzten das kostenlose WiFi bei der Rezeption und erkundeten uns nach dem Wetter: Es soll weiterhin sonnig bleiben, jedoch erheblich kühler werden. Nah wenn das keine Aussichten sind. So konnten wir unsere Schokoladenvorräte, die seit der großen Hitze in Berlin immer leicht geschmolzen waren, auch außerhalb des Kühlschrankes lagern.