Tagebuch

29.08.2011 - 146 km

Masuren

Kurz nach 07:00 Uhr klingelte das Handy. Es war Helga-Opa: Das verhieß nichts gutes: Sieber-Uroma war in der Nacht gestorben! Was für ein Schreck, in der letzten Zeit ging es ihr ja ganz passabel. Und das ausgerechnet in maximaler Entfernung von zuhause.

Wir waren zunächst etwas bedröppelt. Nach einem längeren Telefonat über Skype, entschlossen wir uns, zunächst einfach unser Programm fortzusetzen und am Abend über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Trotz des traumhaft schönen Wetters war die Stimmung geknickt.

Das erste Ziel des heutigen Tages war die Wolfsschanze, das Führerhauptquartier aus dem zweiten Weltkrieg. In Ketrzyn sahen wir einen Wegweiser zu einem Lidl, den wir aber nicht fanden. Als wir aufgaben, schickte uns das Navi über einen schmalen Feldweg zum Ziel. Wieder einmal hatten wir mehr als Glück, dass wir nicht steckengeblieben sind.

Der Eintritt (inkl. Parken) betrug 34 zl. Für WoMo gab es Stellplätze, die sogar über einen kostenlosen Stromanschluss verfügten. Eine Übernachtung wäre allerdings sehr einsam gewesen. Anstelle einer Führung (60 zl), kauften wir uns ein recht informatives Faltblatt und machten uns auf eigene Faust auf die 1,4 km bzw. 1,8 km langen Rundwege durch den Wald in der Nähe von Gierloz.

Gedenktafel des Attentats am 20. Juli 1944 Führerbunker
Gedenktafel des Attentats am 20. Juli 1944 Führerbunker

Die meisten Bunker waren zerstört oder stark beschädigt, da sie vor dem Abzug der Deutschen gesprengt worden waren. Die Ruinen durften aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. Von der Lagerbaracke war nichts mehr übrig. Nur ein Gedenkstein erinnerte an das gescheiterte Attentat vom 20.07.1944. Insgesamt ist die Wolfsschanze ein beklemmender Ort, leider passend zum heutigen Tag.

Auf der Weiterfahrt fanden wir in Ketrzyn doch noch einen Supermarkt, wo wir unsere Vorräte auffüllen konnten. Von Ketrzyn war es nicht weit nach Swieta Lipka. Wiederum genossen wir das recht ansprechende Landschaftsbild: schöne Alleen, Felder und kleine Wälder wechselten sich ab. Dazwischen gab es immer wieder zahlreiche Seen.

Die berühmte Wallfahrtskirche war leider außen eingerüstet. Da gerade Gottesdienst war, mussten wir unsere Besichtigung vertagen und kauften uns an einem Kiosk ein Zapiekanka, eine halbierte mit Champignons und Käse überbackene Weißbrotstange.

typischer Tante Emma Laden (Sklep) Wallfahrtskirche Swieta Lipka
typischer Tante Emma Laden (Sklep) Wallfahrtskirche Swieta Lipka

Das Innere der Kirche ist sehr schön. Leider spielte die Orgel erst wieder 15:30 Uhr, was uns aber zu spät war.

Die nächste Station war die Deutschordensburg in Reszel, in der heute ein Hotel untergebracht ist. Wir bestiegen den Turn der großen Pfarrkirche, von wo aus man einen guten Rundblick auf die Stadt und die Burg hatte. Schwarze Wolken zogen auf und es sah nach einem Schauer aus.

Deutschordensburg in Reszel
Deutschordensburg in Reszel

Nach eingehender Diskussion entschied der Familienrat, den Urlaub nicht abzubrechen, sondern nur etwas zu straffen. Die Beerdigung sollte am 09.09. stattfinden. Da uns somit weniger Zeit zur Verfügung stand, beschlossen wir, heute noch einen Abstecher nach Mikolajki zu machen und bereits morgen in Richtung Ostsee weiterzufahren.

In Mikolajki parkten wir auf dem offiziellen Stellplatz beim Hotel Caligula (11 zl für 2 Stunden). Hier hätte man sicher auch gut Übernachten können (Strom, WiFi und V+E vorhanden). Landschaftlich war der Camping "Seeblick" aber unschlagbar.

Mikolajki Jezioro Mikolajskie
Mikolajki Jezioro Mikolajskie

Ein kurzer Spaziergang führte uns zum Hafen, wo alles sehr tourimäßig angehaucht war. Hier muss man nicht unbedingt gewesen sein. Am Ammersee ist es genauso schön und man bekommt das Alpenpanorama gratis dazu. Wir schlenderten etwas an der Promenade entlang und schossen ein paar Fotos. Überall gab es Stände, wo man allerlei Kram erstehen konnte. Da das Mittagessen nicht gerade üppig war, machte sich bald der Hunger bemerkbar und wir kehrten in einer Pizzeria ein (20 € für alle zusammen, inkl. Getränke!).

Zum Übernachten fuhren wir zurück zum Camping "Seeblick". Unterwegs tröpfelte es leicht. Wir paddelten gemeinsam eine Runde, was den Kindern viel Freude bereitete. Werner telefonierte noch einmal länger mit zuhause.