Reisebericht

07.08.2003 - 14. Tag - 139 km

Aurlandsvegen / Borgund / Sogndal

Der absolut ruhige Übernachtungsplatz bescherte uns einen tiefen Schlaf. Gegen 08:00 Uhr weckte uns das Blöcken und Gebimmel von Schafen. Gefroren hat es uns trotzt der Höhenlage erstaunlicherweise nicht. Der Regen hatte aufgehört und die Restwolken schienen sich zu verziehen Das Zahnweh von Carola hatte sich auch gebessert, war aber noch nicht ganz weg. Wenn das mal alles gut geht!

Wir ließen es ruhig angehen. Den ursprünglichen Plan, heute noch die Moldenwanderung zu machen, gaben wir als zu stressig auf. Die Sonne kam immer mehr heraus und so beschlossen wir, hier oben noch etwas spazieren zu gehen und dann gemütlich weiter zu fahren.

Mose und Flechten Aurlandsvegen
Mose und Flechten Aurlandsvegen

Aus dem kleinen Spaziergang wurde eine dreistündige Wanderung. Die Landschaft war gigantisch: Schneefelder, Flechten, Moose, Seen, Bäche, unendliche Weiten. Eine derartige Hochgebirgslandschaft ist in den Alpen erst ab 2500 Meter Höhe zu finden. Die Kinder erfreuten sich an einem Schneefeld und warfen Steinchen in einen der zahlreichen kleinen Tümpel. Werner verknipste fast einen ganzen Film. Der idyllisch gelegene See Soleibakkvotni stellte den Wendepunkt dar. In der Ferne sahen wir die Ausläufer des Jostedalsbreen.

Aurlandsvegen Soleibakkvotni
Aurlandsvegen Soleibakkvotni

Zurück am WoMo holten wir den Campingtisch heraus und machten gemütlich Brotzeit im Freien. Obwohl die Sonne angenehm streichelte, schwitzten wir im Fleece nicht. Leider wurde das Zahnweh von Carola immer stärker. Gegen 13 Uhr fuhren wir schließlich weiter in Richtung Lærdal. Die Abfahrt war zwar 8% steil, aber nicht sonderlich eng und ohne spektakuläre Abgründe. Unten angekommen zeigte ein kurzer Geruchstest an den Bremsen, dass die Fahrtechnik mit Motorbremse schon in Ordnung war.

Unser nächstes Ziel war die Stabkirche in Borgund. Hierzu machten wir einen kurzen Abstecher ins Lærdalen. Die E 5 ist gut ausgebaut, so dass wir schnell vorankamen. Die Stabkirche ist sehr schön gelegen. Jedoch hatten wir sie uns etwas größer vorgestellt. Wir beschlossen, uns für eine Stabkirche den Eintritt zu leisten (Familienkarte 100 NOK). Bei den anderen werden wir uns auf eine Außenbesichtigung beschränken. Irgendwie kann Carola aufgrund des Zahnwehs das Bauwerk nicht richtig genießen, weshalb wir relativ bald wieder abzogen.

Stabkirche Borgund
Stabkirche Borgund

Zurück in Lærdalsøyri steuerten wir das Krankenhaus an. Dort erhielten wir einige Telefonnummern von Zahnärzten und den Hinweis, dass es heute schwierig werden würde, einen Arzt zu erreichen, da die normale Sprechzeit in Norwegen 8 - 16 Uhr sei. Entsprechend bekamen wir nur den Anrufbeantworter (natürlich norwegische Ansage) zu hören. Etwas ratlos fuhren wir weiter. Das Wildlachsmuseum ließen wir links liegen. Hierfür hatten wir jetzt keinen Nerv. Die Fähre Fondes- Mannheller war sehr teuer. Trotz 6 m mussten wir 146 NOK abdrücken. Auf der Überfahrt gab es eine herrliche Fjordlandschaft zu sehen.

In Kaupanger, einem sehr schön am Fjord gelegen kleinen Ort, fanden wir keine Touristen-Information, wo wir nach einem Zahnarzt fragen konnten. Wir fuhren an der Stabkirche vorbei, die allerdings im Vergleich zu Borgund kleiner und nicht so schön war. Als wir in einen COOP unsere Vorräte auffüllten, gibt uns eine gute Seele weitere Telefonnummern von Zahnärzten. Schließlich erreichten wir doch noch einen Arzt, der bereit war, uns heute noch zu helfen. Er holte uns sogar mit seinem Auto am Ortseingang von Sogndal ab!

Der Arzt machte einen sehr seriösen Eindruck. Er erklärte alles ausführlich. Carola erhielt eine schmerzhafte Wurzelbehandlung. Werner und die sehr braven Kinder warteten bangend im WoMo. Der Kostenpunkt der Behandlung betrug 1060 NOK, die wir zuvor am Bankomat in Kaupanger gezogen hatten. Nachdem sich der erste Schmerz gelegt hatte, machten wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz.

Lærdalsfjorden
Lærdalsfjorden

Da wir jedoch in Sogndal auf Anhieb nichts passendes fanden, fuhren wir auf der Rv 55 weiter in Richtung Gaupne. Es herrschte eine traumhafte Sonnenuntergansstimmung. Die Schmerztabletten begannen zu wirken und die gesamte Situation entspannte sich etwas, so dass wir langsam wieder Muße für die schöne Landschaft hatten.

Da wir nicht mehr weit bis zu unserem ursprünglichen Ziel, dem Wanderparkplatz des Molden hatten, fuhren wir noch bis dahin, um dort zu übernachten. Eine schmale und ungeteerte Straße führt beim Wegweiser nach Mollandsmarki zu dem 515 Meter hoch gelegen Parkplatz hinauf. Ohne die Hinweise aus den Wanderführer Bruckmann und dem Schulz hätten wir wohl nicht hierher gefunden.

Auf speziellen Wunsch von Franziska aßen wir draußen in der Abendsonne. Carola machte Würstchen warm. Alle halfen sehr zusammen. Um die Schrecken des Tages noch zu toppen, begann Felix im Bett zu glühen und wir glaubten, dass er Fieber bekommen würde. Was für ein Tag!